Merkel/Schulz – Um diesen Zweikampf beneidet uns die Welt

„Bild“ fabuliert, ob Angela Merkel noch attackieren kann, weil die Kanzlerin nach außen hin völlig unbeeindruckt von den katapultartig gestiegenen Umfragewerten ihres SPD-Herausforderers Martin Schulz ihren Regierungsgeschäften nachgeht. Noch vor der offiziellen Kandidatenkür hatte das „Handelsblatt“ mit Herausgeber Garbor Steingart sehr ehrabschneiderisch in der Vita von Schulz gekramt: Schulz sei einer, der die Zulassung zum Abitur nicht schaffte, wenig später zum Trinker wurde, „bevor er als grantelnder Abstinenzler für 22 Jahre im EU-Parlament verschwand“.

Seit die Schulz-Beliebtheit fulminant steigt und eine Kanzlerschaft „droht“, rudert Steingart allerdings zurück. Dieser Kleinkrieg der nach Themen gierenden Medien verstellt den Blick. Die Welt beneidet Deutschland um diesen Wettbewerb zwischen den Kandidaten zweier demokratischer Volksparteien, die beide auf die Mitte der Bevölkerung zielen und, anders als etwa Donald Trump, von ihrer Persönlichkeitsstruktur her als normal eingeordnet werden können. Was den Fahrt aufnehmenden Wahlkampf anbelangt, ist zwar auch Schulz im Hinblick auf populistische Bekundungen kein Unschuldslamm. Was er derzeit unternimmt, während Merkel noch in Deckung bleibt, ist aber meilenweit entfernt von dem, was Trump den US-Bürgern im Wahlkampf zugemutet hat und immer noch zumutet. Auch bei vielen unserer europäischen Nachbarn sieht es nicht besser aus, sind die innenpolitischen Verhältnisse zerrüttet wie in Großbritannien mit seinem unsäglichen Brexit und die Risiken möglicher Wahlausgänge für das jeweilige Land und Europa groß. In Frankreich liegt die radikale Euro-Gegnerin Marine Le Pen in Umfragen weiter vorn. Erst für den zweiten Wahlgang der Präsidentschaftskür können sich die gemäßigten François Fillon und Emmanuel Macron gewisse Chancen auf den Sieg ausrechnen. Bei den Parlamentswahlen in den Niederlanden am 15.3. liegt der Rechtspopulist Geert Wilders mit seiner PVV trotz jüngster Rückschläge immer noch gleichauf mit der liberalen VVD des Regierungschefs Mark Rutte. Das Beispiel Niederlande zeigt, dass der Rechtspopulismus kein Phänomen in Staaten ist, die glauben, unter dem Euro oder der EU zu leiden. Die Niederlande gehören wie Deutschland zu den großen Profiteuren des Gemeinschaftsgeldes.

overlay

Kennenlern-Angebot für PLATOW Brief
1 Monat unverbindlich für 7,99 EUR testen

  • DAS Briefing für den Finanzplatz Deutschland
  • Wissen was die Banken, Vermögens-verwalter und Versicherungen bewegt
  • 3x wöchentlich exklusive Nachrichten und Analysen
  • inkl. Immobilien Report mit fundierten News & Analysen zu Aktien und Fonds
  • monatlich kündbar

ARTIKEL DIESER AUSGABE

24. Februar 2017

ProSiebenSat. 1 – Investoren machen Druck

Der Kurseinbruch vom letzten Jahr hat die erfolgsverwöhnten Anleger von ProSiebenSat. 1 aufgeschreckt. Nach jahrelanger Rekordjagd knickte der Kurs 2016 um 36% ein. Vorstandschef Thomas... mehr

24. Februar 2017

Henkel – Van Bylen geht weiter auf Shoppingtour

Während andere Vertreter der Konsumgüterwelt bislang erfolglos auf der Suche nach einem Übernahmeobjekt sind, Beiersdorf kann ein Liedchen davon trällern, lässt Henkel die Gerüchteküche... mehr

24. Februar 2017

HSBC punktet bei Übernahmen

Was der britischen Konzernmutter nicht gelungen ist, hat HSBC Deutschland deutlich besser gemacht. Die Düsseldorfer Privatbank steigerte im abgelaufenen Jahr ihr Vorsteuerergebnis um... mehr

24. Februar 2017

CDU Frankfurt – Überraschungsgast Weyland

Der Posten des Frankfurter Oberbürgermeisters ist etwas Besonderes. Wer ihn innehat, ist von bundespolitischer Ausstrahlung. Beispielsweise war Petra Roth, die designierte Frankfurter... mehr