Arag – Ein neues „Experiment“ beginnt
CEO Faßbender hat den Grundstein gelegt _ Anfang Juli endet für Paul-Otto Faßbender eine zwei Jahrzehnte andauernde CEO-Ära. Vor mehr als 20 Jahren war sein Erwerb der Anteilsmehrheit am Rechtsschutzversicherer Arag „ein Experiment mit ungewissem Ausgang“, wie er heute sagt.
Die Mission ist dem Konzernlenker, der den AR-Vorsitz anstrebt und unabhängig davon sein Mandat als Vorstandsvorsitzender der Arag Holding SE behält, tadellos gelungen. Arag blickt auf das erfolgreichste Gj. zurück. Unterm Strich erzielte der Düsseldorfer Konzern ein sehr hohes Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 120 Mio. Euro (+70,7%). Mit einem Jahresüberschuss von 77,5 Mio. Euro n. St. erreichte die Gesellschaft ihr bisher bestes Ergebnis.
Auch wenn die Corona-Krise viele Planungen durchkreuzt hat, sieht Manager Faßbender keine Veranlassung, vom Fahrplan abzuweichen. Anfang Juli übernimmt Renko Dirksen als künftiger Sprecher des Vorstands das Ruder, wie bereits vor knapp einem Jahr bekannt wurde (s. PLATOW v. 31.5.19). Doch statt eines Business-as-usual-Übergangs steht Manager Dirksen mit seinem Team eine Feuertaufe bevor. Schließlich muss er die gut aufgestellte Arag durch die Corona-Krise steuern. Für Zukunftsvisionen sei aktuell nicht der richtige Zeitpunkt, konstatiert Dirksen.
Der von der Pandemie ausgelöste Schock auf den Kapitalmärkten trifft auch einen Sach- und Krankenversicherer, aber sicherlich nicht in dem Umfang wie einen Lebensversicherer. Rückblickend erweist sich für Arag, auch mit Blick auf die weiterhin niedrigen Zinsen, der Verkauf der Leben-Sparte an die Frankfurter Leben Gruppe 2016 als wichtige strategische Weichenstellung. Seitdem ging es bei den wichtigsten Bilanz-Kennzahlen bergauf. Insgesamt erzielte der Konzern im abgelaufenen Gj.
Bruttobeitragseinnahmen von 1,76 Mrd. Euro (+6,6%). Damit hat Arag den Beitragsverlust durch den Leben-Verkauf bereits mehr als kompensiert – und das ein Jahr früher als geplant. Für das umgebaute Vorstandsteam beginnt jetzt eine neue Ära. „In jeder Krise steckt auch immer eine Chance“, lautet Dirksens zupackendes Leitmotiv. Auf jeden Fall seien die Erfahrungen, die jetzt gesammelt würden, sehr wertvoll. Den Stein der Weisen hat in dieser Krise bislang noch keiner gefunden. Das gilt nicht nur für Arag, sondern auch für alle anderen Mitspieler.
ARTIKEL DIESER AUSGABE
Ausgerechnet Corona erlöst die Deutsche Bank aus ihrer Sinnkrise
Die Selbstzweifel bis hinauf an die Unternehmensspitze müssen groß gewesen sein. „Auf dass niemand mehr fragt, warum Deutschland überhaupt die Deutsche Bank braucht. Weil es auf der... mehr
Scholz will von Sparen nichts hören
Wohl noch nie war die Datenlage für die Steuerschätzung so unsicher wie in diesem Frühjahr. Der Corona-Lockdown hat die deutsche Wirtschaft in die schwerste Rezession der Nachkriegszeit... mehr
Telekom – Pandemie keine Gefahr für Integration von Sprint
„Wir sind der Ackergaul, der Deutschland durch die Krise zieht“. Mit diesen wenig bescheidenen Worten beschreibt Tim Höttges die Relevanz der Deutschen Telekom in Zeiten der durch... mehr
Wirtschaftsprüfer erwarten starken Umsatzrückgang
Die hiesige Branche der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften (WP) durchläuft in der Corona-Krise eine Zeit mit gemischten Gefühlen. Ihre Heterogenität spiegelt sich in... mehr
Merck – Noch schlägt sich der Hoffnungsträger wacker
Die Frage „Was passiert mit Performance Materials?“ hat Stefan Oschmann oft gehört. Anstatt die kriselnde Flüssigkristallsparte zu veräußern, wie es oft gefordert wurde, münzt... mehr
Ceconomy transformiert sich
Aus dem AR in den Vorstand berufen, versucht Bernhard Düttmann die Transformation bei Ceconomy endlich durchzuziehen. Zum Beschleuniger der überfälligen Modernisierung bei den Elektromärkten... mehr
Bilfinger – Blades bleibt Krisenmanager
2020 sollte Industriedienstleister Bilfinger eigentlich voll durchstarten. Im Rücken der erste Konzerngewinn seit 2016. Auch der lästige Streit um Gehaltsrückforderungen von Ex-Vorständen... mehr
Corona – die Kunst des Exits
Deutschland hat vorgelegt und gilt weltweit als Vorbild für einen gut gemanagten Corona-Shutdown. Unter den bevölkerungsreichen westlichen Demokratien weist Deutschland mit Abstand die... mehr
Weimer schürt Übernahme-Fantasie
Vorratsbeschlüsse für Kapitalerhöhungen gehören auf Hauptversammlungen fast schon zur Routine. Doch bei der Online-HV der Deutschen Börse am 19.5. könnte diesmal mehr dahinter stecken. mehr