Zinswende – Warum Broker anders ticken als Banken
Deutscher Markt hart umkämpft _ Flatexdegiro ist die große Ausnahme. Die im S-DAX gelistete Aktie (Q1-Zahlen am 26.4.) hat seit Jahresbeginn über 35% zugelegt, aber auch nur deshalb, weil der Onlinebroker Ende 2022 im Zuge einer BaFin-Sonderprüfung um fast 40% auf ein Tief von 5,59 Euro (aktuell 9,39 Euro) abgestürzt war. Inzwischen ist an dieser Front wieder Ruhe eingekehrt. Aber das veränderte Zinsumfeld macht den Brokern mit ihrem schlanken Geschäftsmodell mehr zu schaffen als den breiter aufgestellten Banken (s. Beitrag zu US-Häusern), denen es in turbulenten Zeiten zudem besser gelingt, das Geld im Hause zu halten.
Längst nicht alle Broker sind gelistet und lassen sich folglich wenig in die Karten schauen. Aber es ist zu vermuten, dass Anbieter wie Trade Republic oder Scalable Capital mit beträchtlichen Kapitalabflüssen und Umschichtungen, die wiederum auf die Marge drücken, zu kämpfen haben. Davon weiß auch die gelistete italienische Fineco ein Lied zu singen. Der Kurs ist seit Jahresbeginn um fast 10% abgetaucht.
Das hält das Management von Fineco nicht davon ab, nach Großbritannien auch auf den für Online-Broker viel versprechenden deutschen Markt zu drängen. Der offizielle Markteinstieg lässt allerdings schon seit Anfang 2022 auf sich warten. Angedacht war es, hierzulande organisch ein Geschäft aufzubauen. Mitbringen würde Fineco eine starke digitale Plattform, die in Italien durch einen hocheffizienten und nah am Kunden agierenden Vertrieb komplementiert wird.
In Deutschland müsste solch eine Mannschaft aber erst aufgebaut werden. Mit einer Marktkapitalisierung von fast neun Mrd. Euro spielt Fineco (Flatexdegiro: 1 Mrd. Euro) in einer anderen Liga als die deutschen Online-Broker. Die Nr. 1 unter den weltweiten Brokern ist und bleibt aber Charles Schwab. Mit einer Marktkapitalisierung von über 90 Mrd. Dollar rangiert der Finanzmakler sogar auf Augenhöhe mit Citigroup. Aber auch Charles Schwab musste zuletzt mit fast -40% YTD schwer bluten. afs
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