Digitalisierung – Verliert der Deutsche Mittelstand?
Sorgen um den deutschen Mittelstand machen sich Katrin Suder, Digital-Expertin der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel und Joe Kaeser (Siemens Energy) aus unterschiedlichen Gründen. Suder sieht den Mittelstand in der Digitalisierung z. T. völlig im Abseits, Kaeser befürchtet, er könne im Kampf um die geostrategische Führerschaft zwischen den USA und China (s. auch S. 1) sogar zerrieben werden.
Der Austausch, an dem auch Simone Menne, Präsidentin der AmCham Germany, mitwirkte, war einer der Höhepunkte bei der alljährlichen Investmentkonferenz des Asset Managers Lupus Alpha in Frankfurt. Großunternehmen, so Kaeser, seien aufgrund ihrer globalen Präsenz in den USA, aber auch in China nennenswerter Wirtschaftsfaktor und dadurch resistenter. Der Mittelstand hingegen brauche eine klare Positionierung Europas, sowohl gegenüber den USA als auch China. Suder hat jedoch Zweifel, dass dies überhaupt gelingt. Wenn es nach den USA gehe, müsse sich Europa doch klar für die USA entscheiden. Kaeser hält das System China für überlegen, nicht besser. Das spüre man auch in der Digitalisierung. Die Debatte um Huawei bezeichnete er als Ablenkungsmanöver von den eigenen Defiziten. In Sachen Digitalisierung lässt Suder auch an der öffentlichen Verwaltung kein gutes Haar. Die Arbeitsweise in der staatlichen Bürokratie sei veraltet. Immerhin habe man es geschafft, dass zumindest die Ministerien keine Briefe mehr auf Papier schreiben würden. Um der Digitalisierung in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen, müsse, so Kaeser, endlich klar entschieden werden, wessen Aufgabe es sei, die entsprechende Infrastruktur einzurichten. Eine Mischform von Verantwortlichkeiten sei immer schwierig. Für Kaeser ist der Staat im Rahmen seines Bildungsauftrags gefordert. Aber es fehle bis heute ein klarer Plan, „wie der Wohlstand unseres Landes gesichert werden kann“. Die Netzanbindung gehöre unbedingt dazu. Menne mahnte Standards und Rechtssicherheit für den transatlantischen Datenaustausch an.
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