Wirecard in ruhigerem Fahrwasser
Rechtzeitig vor der Vorstellung der 2018er Bilanz am 4.4. versucht Wirecard-CEO und 7%-Aktionär Markus Braun von den Negativ-Schlagzeilen der letzten Wochen abzulenken. Auf Twitter deutete er am Freitag (8.3.) an, dass der Markt sich sehr bald auf die „starke operative Leistung und die Innovationen von Wirecard“ konzentrieren könne. Aus zuverlässiger Quelle hören wir, dass die mit der Untersuchung der angeblichen Unregelmäßigkeiten in der Niederlassung in Singapur beauftragte Kanzlei Rajah & Tann spätestens in zwei Wochen ihren Bericht vorlegen wird. Braun gibt sich gelassen und erwartet nicht, dass die in der „FT“ erhobenen Vorwürfe (u. a. manipulierte Nutzerzahlen) belegt werden können. Vielmehr, so ist aus seinem Umfeld zu hören, werde der Zahlungsdienstleister mit einem hervorragenden operativen Ergebnis für 2018 glänzen.
Nach inzwischen über 10 Jahren Erfahrung mit Betrugsvorwürfen, die oft offizielle Untersuchungen nach sich gezogen haben, dürfte Wirecard eines der am besten geprüften Unternehmen Deutschlands ein. Doch auch die im Dezember erhobene Anklage der Münchener Staatsanwaltschaft gegen vermeintliche Urheber früherer Short-Attacken gegen Wirecard hat den jüngsten Kurseinbruch nicht verhindern können. Sollten sich die Vorwürfe in Singapur als wahr herausstellen, läge der maximale Schaden ohnehin nur bei rd. 13 Mio. Euro, der zwischenzeitlich vernichtete Börsenwert dagegen bei 10 Mrd. Euro. Das zeigt, dass Unternehmen und Behörden bei Short-Attacken nur wenig Einfluss nehmen können, zumal wenn dann noch eigentlich renommierte Medien für entsprechende Aufmerksamkeit sorgen. Zwar hat das von der BaFin bei einem Einzelunternehmen erstmals angeordnete und von Hedge Fonds-Managern umgehend attackierte Leerverkaufsverbot bis nach Ostern zu einer Kursstabilisierung bei Wirecard geführt. Es ist allerdings nicht davon auszugehen, dass Wirecard damit künftig aus dem Visier der Zocker gerät.
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