Versicherer

Swiss Re – CEO Berger zeigt sich angriffslustig

Die Zentrale der Swiss Re in Zürich, Schweiz
Die Zentrale der Swiss Re in Zürich, Schweiz © Swiss Re

_ Benchmark Munich Re – Seit rund zwei Monaten ist Andreas Berger CEO der Swiss Re.

Obwohl er bereits seit 2019 den gewerblichen Versicherungszweig („Corporate Solutions“) führte und der Geschäftsleitung des Rückversicherers angehört, wollte er als Chef erst einmal „zuhören und lernen“, wofür er mit Mitarbeitern und Kunden auf der ganzen Welt sprach (s. PLATOW v. 12.4.).

Zu welchen Schlüssen ihn das führte, hat er kürzlich erstaunlich offen in seinem ersten CEO-Interview mit der „FAZ“ erklärt. Er kritisierte die „puristische Reservierungsphilosophie“ und die in Teilen „zu hohe Komplexität“ des Konzerns. Zudem wolle er zur Nummer Eins der Branche aufschließen, ohne die Munich Re beim Namen zu nennen.

Auf Anfrage von PLATOW erklärt das Unternehmen, dass sich das Aufholen auf die Parameter Net Promoter Scores [Zufriedenheitswert] von Kunden und Mitarbeitern, Ergebnisse, Kostenquote, den Einsatz von Technologie, die Unternehmenskultur sowie das technische Underwriting bezieht.

Bei den Reservierungen hatte die Swiss Re Anfang des Jahres einen „Unsicherheitszuschlag“ auf das Neugeschäft eingeführt, um ihre P&C-Reserven „am oberen Ende der besten Schätzung“ zu positionieren. Dieser Aufschlag wird reduziert. Unklar bleibt trotz Nachfrage, ob der angesprochene Abbau der Komplexität mit der „Straffung der Organisationsstruktur“ bereits vollendet ist.

Diese wurde nämlich bereits vor einem halben Jahr verkündet. Es ging bei den Änderungen nicht darum, „alles umzuwerfen“, erklärt Berger. Aus dem Interview lässt sich aber schließen, dass es mit dem „Einkuscheln“ auf dem Platz hinter der Munich Re und vor der aufstrebenden Hannover Re vorbei ist.

Nicht betroffen vom Änderungswillen des neuen Chefs ist aber offenbar das Hauptgeschäft Rückversicherung. In Monte Carlo sprach Urs Baertschi, CEO Property & Casualty Reinsurance, jetzt hauptsächlich von Kontinuität, von „zuverlässiger Risikobewertung, einem wirksamen Volatilitätsmanagement und Verlässlichkeit“.

Der Markt begünstigt Rückversicherer (s. PLATOW Börse v. 23.8.), aber ein Angriff auf die auf allen Zylindern brummende Munich Re würde ohne Risiko verpuffen, weiß Berger. Zu welchem Wagnis er im volatilen Rückversicherungsgeschäft (EBITA Swiss Re 2022: 651 Mio. US-Dollar; 2023: 4,43 Mrd.) bereit ist, wird die eigene und fremde Preisgestaltung sehr beeinflussen und damit die Ergebnisse. mv

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