Lufthansa – Startschuss im Bietgefecht um Condor
Lange brodelte die Gerüchteküche, ob Lufthansa das einstige Familienmitglied Condor zurückholen wolle. Oberkranich Carsten Spohr hielt sich zwar bedeckt, heizte die Spekulationen aber an, indem er stets seine Ambition betonte, aktiv an der Konsolidierung der Luftfahrt mitmischen und alle Optionen prüfen zu wollen. Condor hat dieser Prüfung standgehalten.
Am Rande der HV verkündete Spohr, ein unverbindliches Angebot abgegeben zu haben. Nicht nur das. Die Offerte für Condor könnte auf alle fünf Thomas Cook-Airlines ausgeweitet werden. Indem er so weit ausholt und sich gleich für den Kauf aller Airlines des britischen Reisekonzerns ins Spiel bringt, unterstreicht Spohr die trotz schwächerem Q1 finanzielle Stärke des Branchenprimus in einer wettbewerbsintensiven Branche.
Realistisch ist der Vorstoß aber nicht, würden doch die EU-Kartellwächter hellhörig werden. Sie hinderten den Kranich schon bei Air Berlin daran, sich alle Filetstücke zu schnappen. Vor allem auf den Kurzstrecken, das räumte auch Spohr ein, gebe es wenig Überscheidungen zwischen den beiden Flugbetrieben. Eine Übernahme würde dem Kranich also eine ganze Reihe neuer Slots, Strecken und damit Marktanteile bescheren, was die EU kaum ohne Auflagen zulassen würde. Abgesehen hat es Spohr deshalb hauptsächlich auf die Condor-Langstrecke zu touristischen Zielen ab Frankfurt und München. Diese ließen sich ideal in die Zweitmarke Eurowings integrieren.
Unter den Anlegern stößt Spohrs M&A-Drang jedoch auf Skepsis. Auf der Hauptversammlung wurde Kritik. Lufthansa solle sich lieber um die verlustreiche Eurowings kümmern, deren Profitabilitätsproblem im Gj. 2018 eben nicht nur, wie Spohr es begründete, an der längst abgeschlossenen Air Berlin-Integration liegen kann. Denn auch im Q1 flog die Billiglinie einen Verlust von 257 Mio. Euro ein. Die Komplexität des Konzerns, die mit jeder Akquisition zunimmt, droht denn auch die Gruppe zu hemmen. Eurowings ist ein Beispiel dafür. Viele Aktionäre wünschen sich daher weniger Aktionismus bei Zukäufen und mehr Engagement bei den internen Baustellen.
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