Wie lange macht es Air Berlin noch?

Abwärts ist und bleibt die Richtung bei Air Berlin. Zuletzt zeigt das der in der Branche oft starke Dezember. Gut 1,3% weniger Gäste (1,6 Mio.) sind in den Berliner Maschinen geflogen. Damit rutscht die Kundenzahlen für 2016 auf 29 Mio. (-4,4%). Mit einem letzten Feldzug wollte Deutschlands zweitgrößte Airline den Überlebenskampf noch für sich entscheiden. Doch auch der großangelegte Konzernumbau dürfte vor dem Scheitern stehen.

Gewinner ist jetzt schon Rivale Lufthansa (LH). Der Kranich übernimmt 38 Flieger der Berliner für seine eigene Billig-Tochter Eurowings und schafft es, dass Air Berlin-Chef Stefan Pichler plötzlich den Hut wirft und das LH-Eigengewächs Thomas Winkelmann ans Steuer rückt. Damit hat Lufthansa schon den richtigen Mann vor Ort um die Integration der restlichen Airline auszuloten. Denn in Frankfurt werden auch die Langstreckenflüge der neuen Air Berlin ins Visier genommen, wie wir aus Konzernkreisen hören. Dann wäre Air Berlin passé, die sich genau auf dieses Segment fokussieren wollten. Weg vom Low-Cost-Anbieter und hin zum premium Netzwerk-Carrier, wie es im Strategieplan heißt. Mit wenigen Drehkreuzen, Zubringerfliegern sowie Allianzen. Doch bereits wenige Wochen nach der lobgepriesenen Präsentation Pichlers schwenkte der hoffnungsvolle Weg in ein Himmelfahrtskommando um, als wir von dem Aus der so wichtigen Codeshare-Allianz mit American Airlines berichteten (s. PLATOW 13.11.). Erschwerend kommt für die Berliner hinzu, dass der Wettbewerb als konventionelle Netzwerk-Airline gegen den Branchenprimus und ebenfalls Netzwerk-Carrier LH kaum zu gewinnen ist. Dann bliebe nur die neue Ferienfluggesellschaft mit Tuifly. Auch der ewige Finanzgeber Etihad dürfte kaum über eine Zerschlagung Air Berlins trauern. Gut eine Mrd. Euro Verlust hat der Großaktionär hinnehmen müssen. Untragbar, denn auch in der Heimat drückt der Schuh. Umstrukturierungen und Stellenabbau stünden auch bei den Arabern zur Diskussion. Chef James Hogan soll nun einen Rückzug aus dem Europageschäft prüfen und dürfte dann, wie Pichler, ebenfalls seinen Posten räumen.

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