Versicherer

Erstversicherer im Klammergriff der Rückversicherer

Nahansicht des Munich RE Logos in München, Deutschland
Nahansicht des Munich RE Logos in München, Deutschland © AdobeStock

_ Im Preispoker zwischen Erst- und Rückversicherer haben Letztere weiterhin die Asse auf der Hand. Nicht nur sind die Preise weitgehend stabil, vor allem sind die Bedingungen für die Rückversicherer weiterhin vorteilhaft, erklärt Analyst Johannes Bender von der Ratingagentur S&P bei der hauseigenen Veranstaltung „Rückversicherungsausblick“, die rund eine Woche vor dem jährlichen Branchentreffen der Rückversicherer in Monte Carlo stattfindet.

Den großen Rückversicherungsunternehmen wie Munich Re, Swiss Re oder Hannover Re gelang es zuletzt, sowohl international wie auch hierzulande in vielen Geschäftsfeldern auf die sogenannte „nichtproportionale Rückversicherung“ umzustellen.

Dabei werden die Schadenkosten des Erstversicherers nicht prozentual übernommen, also beispielsweise X-Prozent von jedem Schaden, sondern erst ab einer bestimmten Grenze. Das senkt die Schadenfrequenz und reduziert in schadenarmen Jahren die Ausgaben. So ein Jahr war bspw. 2023 mit 4,9 Mrd. Euro an Naturkatastrophenschäden.

Doch 2024 droht Ungemach. In den ersten sechs Monaten bilanziert der Versichererverband GDV bereits Schäden in Höhe von 3,9 Mrd. Euro. Das klingt erst einmal nach schlechten Nachrichten für die Rückversicherer, doch es hilft, die preisbestimmende Nachfrage nach Schutz hochzuhalten.

Die Erstversicherer untersuchen zwar ihre Rückversicherungsprogramme nach Einsparmöglichkeiten, aber eine für die Rückversicherer gefährliche Gegenbewegung sieht Bender nicht. Das liegt auch daran, dass wenig neues Kapital auf den Rückversicherungsmarkt fließt und das Angebot (an Schutz) daher nicht wesentlich steigt.

Eine Fülle an Angebot wirkt in aller Regel preisdrückend. Die Erstversicherer fragen weiter Schutz nach. Sie fürchten, bei einer Katastrophe wie im Ahrtal 2021 ohne ausreichende Deckung dazustehen. Damals übernahmen die Rückversicherer den Großteil der 7,5 Mrd. Euro an Schäden.

Höhere Rückversicherungskosten mindern zwar tendenziell die Gewinne – was die Erstversicherer beispielsweise im defizitären KFZ-Bereich spüren (s. PLATOW v. 9.4.) – sind aber allemal besser, als bei einem Großschaden ohne ausreichenden Schutz dazustehen. Aufgrund der bisherigen Entwicklung 2024 will Bender nicht ausschließen, dass die Preise hierzulande sogar noch einmal leicht ansteigen.

Gute Aussichten für die Rückversicherer, denn das Preisniveau ist bereits sehr auskömmlich, womit laut Bender auch 2025 wieder zu rechnen sei. „Nur die Rückversicherer selbst können den Trend drehen“, beschwor Munich Re-Chef Joachim Wenning kürzlich die Mitbewerber. In anderen Worten. Es soll bleiben, wie es ist. mv

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