Märkte

Warnsignale vom Buffett-Indikator

Die Investoren-Legende Warren Buffett setzt auf einen simplen, aber aussagekräftigen Indikator, um die Bewertung von Aktienmärkten zu analysieren: den nach ihm benannten Buffett-Indikator. Dieser misst das Verhältnis der gesamten Marktkapitalisierung eines Landes zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) und liefert damit eine Einschätzung, wie attraktiv die Märkte derzeit bewertet sind.

Indikatoren geben Auskunft über den aktuellen Zustand einer Volkswirtschaft
Indikatoren geben Auskunft über den aktuellen Zustand einer Volkswirtschaft © Karolina Grabowska

Ein Wert von über 130% gilt historisch als Warnzeichen für eine mögliche Überbewertung. Buffett schätzt diesen Indikator besonders, weil er die Beziehung zwischen Finanzmärkten und der Realwirtschaft offenlegt – und damit Übertreibungen und bevorstehende Korrekturen frühzeitig anzeigen kann.

Seit dem Wochenende kratzt der Indikator mit 197% (Stand: 20.9.) an der 200%-Marke. Der US-Kapitalmarkt ist also doppelt so groß wie die Realwirtschaft (vgl. PB v. 29.5.). Buffett selbst äußerte sich daher in letzter Zeit skeptisch und betonte, dass er kaum noch „eye-popping“ Chancen am Markt sehe, weil die Bewertungen schlichtweg zu hoch seien.

Der Blick in den Rückspiegel zeigt, dass dies nicht das erste Mal der Fall ist. Am 5.11.21 erreichte der Buffett-Indikator seinen historischen Höchststand von 212%. Dabei hatte sich die Marktkapitalisierung vom Corona-Tief im März 2020 um satte 84% erholt, während das US-BIP nur um 5,2% pro Jahr gewachsen war. Die Konsequenz war eine massive Korrektur: Der S&P 500, der im Januar 2022 ein Hoch bei 4.819 Punkten markierte, verlor bis Oktober 2022 rund 28% an Wert.

Heute lässt sich eine ähnliche Diskrepanz beobachten. Seit Oktober 2023 ist der Buffett-Indikator von einem nur leicht erhöhten Niveau von 150% auf 197% hochgeschossen. Die Marktkapitalisierung stieg dabei um 38%, während das US-BIP nur um 5,8% p.a. wuchs – ein starkes Wachstum, aber weit hinter dem der Finanzmärkte.

Die starke Abweichung deutet auf eine Überhitzung hin, ist aber kein präzises Signal für eine bevorstehende Marktkorrektur. Eine solche Überhitzung kann über Jahre halten, ohne dass es zu einem Rückschlag kommt. Doch in einem solchen Umfeld wird es immer schwerer, jene „beeindruckenden Gelegenheiten“ zu finden, nach denen auch Buffett sucht (vgl. PB v. 27.2.). kdb

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